4. SONNTAG in der Osterzeit

Was bedeutet mir Jesus? Was bedeutet er für mein Leben? Verstehe ich ihn? Mein Verständnis ändert sich. Als Kind und als Jugendlicher habe ich ihn anders gesehen. Und wer ist er für mich als Erwachsenen? Verstehe ich Jesus nicht anders mit dem Älterwerden? Hat seine Bedeutung für mich, im Laufe meines Lebens, zugenommen?

Im heutigen Evangelium sagt Jesus von sich aus, wer er für uns sein möchte. Er tut das mit einem Bild aus dem damaligen Landleben: Er vergleicht seine Beziehung zu uns mit der Beziehung eines Hirten zu seinen Schafen. Für uns gehören Hirten und ihre Schafe nicht mehr zu unserem Alltagsleben. Deswegen müssen wir ein wenig mehr darüber nachdenken, was Jesus da sagen will.

Ein Hirt kümmert sich um seine Schafe. Er sorgt dafür, dass sie zu fressen und zu trinken haben und beschützt sie gegen Gefahren, z.B. Gegen Wölfe. Aber ein echter Hirt hat auch eine persönliche Beziehung zu seinen Schafen. Er kennt alle einzelnen und seine Schafe kennen ihn. Es gibt zwischen ihnen eine Art von Vertrauensbeziehung. So ein Verhältnis will Jesus zu Menschen, die zu ihm gehören, an ihn glauben. Christen sind. „Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“

Aber dann verlässt Jesus das Bild von den Schafen und vergleicht die Beziehung, die er mit uns haben will, mit seiner persönlichen Beziehung zu Gott: „wie mich mein Vater kennt, und ich den Vater kenne“. Und woanders, im Johannesevangelium sagt er: „Ich und der Vater sind eins.“ Jesus sucht mit uns die tiefste Verbundenheit. Und nur wenn wir das Gleiche wollen und suchen, kann er für uns wie ein Hirte sein, uns in unserem Leben leiten und führen, damit wir uns nicht verirren, damit wir auch zu einer persönlichen Vertrauensbeziehung zu Gott finden.

Jesus spricht hier jeden und jede von uns persönlich an: „Bist du bereit zu so einer Beziehung zu mir? Bist du bereit dich so auf mich einzulassen, mit allen Konsequenzen? Willst du so Christ sein?“

Jesus vergleicht sich selbst mit einem guten Hirten. Aber das ist das Bild, das man in seiner Bibel (dem AT) für Gott selbst verwendet. In einem alttestamentlichen Psalm (ein Gedicht, ein Lied) wird zum Beispiel von Gott gesagt:

· „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.“ - Gott sorgt für mich, wie es ein Hirt für seine Schafe tut. Die Schafe sind kostbar. Es soll ihnen gut gehen.


„Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ - Grünes Gras und Wasser sind Lebensbedingungen für diese Schafe.


„Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden...“ - Wie ein guter Hirt stillt Gott unser tiefstes Verlangen, unsere tiefsten Erwartungen im Leben.


„Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir...“ Der Hirt schützt seine Schafe mit seinem Hirtenstab gegen wilde Tiere. Weil er einfach da ist, sind sie zuversichtlich.


Wir kennen diesen Psalm in der Form eines Liedes. Ich schlage vor, dass wir dieses Lied nun singen: Lied 24.

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